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14. Adventsfenster Papenhöfen – Geschichte zum 3. Advent

Die Kerze, die nicht brennen wollte (von Ulrich Peters)

Nein, das hatte es noch nicht gegeben. Eine Kerze, die nicht brennen wollte,
war absolut einmalig. es herrschte große Aufregung unter den Kerzen im
Wohnzimmer – zumal bald Advent war und die Kerzen mit ihrem festlichen
Glanz die Dunkelheit verwandeln wollten. Eine alte erfahrene Kerze bot sich an,
mit der Kleinen zu reden. „Nein, ich möchte nicht brennen“, antwortete die
Kleine störrisch. „Wer brennt, verbrennt recht bald, und dann ist es um ihn
geschehen. Ich möchte bleiben wie ich bin – so schlank, so schön und so
elegant.“ „Wenn du nicht brennst, bist du tot, noch bevor du gelebt hast“,
antwortete die Alte gelassen. „Dann bleibst du auf ewig Wachs und Docht, und
Wachs und Docht sind nichts. Nur wenn du dich entzünden lässt, wirst du, was
du wirklich bist.“ „Na, da danke ich schön“, entgegnete die Kleine ängstlich. Ich
möchte mich nicht verlieren, ich möchte lieber bleiben, was ich jetzt bin. Gut,
es ist etwas langweilig und manchmal etwas dunkel und kalt, aber ich brauche
nichts von mir zu geben und es tut noch lange nicht so weh, wie die verzehrend
flackernde Flamme.“ „Man kann es eigentlich nicht mit Worten erklären, man
muss es erfahren“, antwortete die Alte rätselhaft, „nur wer sich hergibt,
verwandelt die Welt, aber es braucht den Mut etwas zu wagen, die
Bequemlichkeit aufzugeben und das Risiko einzugehen sich selbst zu verlieren.
Da ging der kleinen Kerze plötzlich ein Licht auf. „Du meinst, man ist das, was
man von sich herschenkt?“ „Ja“, antwortete die Alte. „Man bleibt dabei nicht
so schlank, so schön und so elegant. Man wird gebraucht und gerät auch etwas
aus der Form. Aber man ist mächtiger als jede Nacht und alle Finsternis der
Welt.“ So geschah es, dass die kleine Kerze ihren Widerstand aufgab und sich
entzünden ließ. Je mehr sie flackerte, umso mehr verwandelte sie sich in reines
Licht und leuchtete und strahlte, als gelte es die ganze Welt zu wärmen und alle
Nächte hell zu machen. Wachs und Docht verzehrten sich, aber ihr Licht
leuchtete bis auf den heutigen Tag in den Augen und Herzen all der Menschen
weiter, für die sie brannte.

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